2. Halbjahr 2025
Programm des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V.
– Der Zutritt zu allen Veranstaltungen ist frei! –
Von den Tropen in die Eiszeit: Die Geschichte des Lohrer Talkessels aus geologischer Sicht, dargestellt am Beispiel einer Sandgrube in Steinbach
Führung: Prof. Gerhard Schmiedl
Die Exkursion soll einen Einblick in die jüngere Erdgeschichte des Lohrer Talkessels und Entwicklung des Maintals liefern. Im sogenannten Pleistozän, insbesondere ab etwa 800.000 Jahren vor heute, wurden im Maintal Schotter und Sande transportiert und an verschiedenen Stellen als mächtige Abfolgen abgelagert. In den Steinbacher Sandgruben werden diese Sedimente als Rohstoffe für die Bauindustrie abgebaut. Die Sandgruben erlauben aber auch einen Einblick in die Herkunft der verschiedenen Sedimentkomponenten sowie in die Klima- und Umweltbedingungen während früherer Eis- und Warmzeiten. Nehmen Sie teil an einer Reise Steinbachs und letztlich auch Lohrs durch die Erdgeschichte. Prof. Schmiedl hält gratis in begrenzter Zahl eine Exkursionsunterlage für die Teilnehmer bereit.
Samstag, 13. September 2025, 10 Uhr. Treffpunkt: Aussiedlerhof, Hofstettener Str. 44
Vorstellung der Festschrift „Dreihundert Jahre Pfarrei Steinbach 1725 – 2025“.
Referent: Hans-Christof Riedmann
Die Festschrift enthält Geschichte und Geschichten des Pfarrdorfs Steinbach. Erstellt wurde das Buch vom Arbeitskreis Steinbacher Dorfgeschichte. Es wird eine breite Palette an Themen aus Steinbach und Umgebung behandelt. Auch für viele Lohrer, die von Kindesbeinen an mit ihren Eltern von Mariabuchen oder Lohr aus nach Steinbach gewandert sind, wird die Begegnung mit der Geschichte und den Geschichten des Ortes ein Erlebnis sein! Die ersten Exemplare können nach der Präsentation erworben werden.
Montag, 22. September 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstraße 2
Feierliche Enthüllung der Erinnerungstafel für Joseph Schloßmann am neuen Gedenkort „Ehemalige Schloßmann-Hütte“ auf dem Buchenberg (338m) durch Bürgermeister Dr. Mario Paul mit Maude Schloßmann, Urenkelin, und Suzanne Sederowsky, Ururenkelin von Joseph Schloßmann, aus Schweden
Die feierliche Enthüllung der Erinnerungstafel für Joseph Schloßmann, Ehrenbürger der Stadt Lohr seit 1930 und Opfer des KZs Theresienstadt 1943, soll an die von ihm 1930 an den Lohrer Verschönerungsverein übergebene Wanderhütte auf dem Buchenberg erinnern. Sie konnte dank einer großzügigen Spende von ihm errichtet werden. Es ist der einzige Ort in Lohr, wo er nachweisbar noch persönlich gewirkt hat. Die Wanderhütte hat die Zeit des Nationalsozialismus allerdings nicht überstanden. Es gibt nur noch die Steinfundamente. Dieses Erinnern erfolgt in Ausführung der Beschlüsse des Lohrer Stadtrats von 2018/2019. Danach soll das Gedenken an die ehem. Israelitische Gemeinde Lohr im öffentlichen Raum sichtbarer gestaltet werden, als dies bis dahin der Fall war. Die Mitglieder und Freunde des Geschichts- und Museumsvereins sind herzlich eingeladen, an der Veranstaltung teilzunehmen.
Montag, 29. September 2025, 11 Uhr, Treffpunkt Gedenkort „Ehem. Schloßmann-Hütte“ auf dem Plateau des Buchenbergs (338m). Anschließend kleiner Umtrunk am Sendelbacher Hochbehälter unterhalb des „Schloßmann-Blicks“. Der Weg ist für Fußgänger ab Ende Brunnenrainstraße in Sendelbach mit „ehem. Schloßmann-Hütte“ durchgehend ausgeschildert. Eine Anfahrt mit PKW ist über die Steinfelder Straße an diesem Tag bis zum Hochbehälter möglich. Gute Kondition, festes Schuhwerk und ggfs. Laufstöcke sind für den ca. 30-minütigen Aufstieg unbedingt erforderlich. Der bisherige Seeholzer Pfad zu Schloßmannblick (und damit zur Schloßmann-Hütte) ab Wasserhäuschen an der neuen Mainbrücke ist dauerhaft gesperrt. Die Alternative: der nahe öffentliche Treppenaufgang Würzburger Straße 34/36 hoch zum Sonnenweg und zur Brunnenrainstraße.
Die Erinnerung an sechs Opfer nationalsozialistischer sog. „Euthanasie“-Morde aus Lohrer Familien durch einen Gang über den Lohrer Friedhof
Führung: Dr. Wolfgang Vorwerk
Auch auf dem Lohrer Friedhof stehen auf vier Familiengräbern die Namen von Angehörigen, die dort nicht liegen. Auf dem Gedenkstein für jüdische Opfer des Holocaust aus Lohr an der Grafen-von-Rieneck-Straße stehen zwei weitere Namen. Sie alle waren Opfer der verbrecherischen NS-Euthanasie-Aktion T4 von 1940. Den betroffenen Familien wurde mitgeteilt, ihre Angehörigen seien „verstorben“. Ihr wahres Schicksal wurde erst Jahrzehnte später aufgedeckt. Sie wurden wie 70.000 andere sogenannte „Ballastexistenzen“, die oft an Schizophrenie erkrankt waren, aus deutschen Heil- und Pflegeanstalten deportiert und vergast. Auch hunderte von nicht aus Lohr stammenden Patienten der Lohrer Heil- und Pflegeanstalt waren darunter. Das wird bei diesem Rundgang erläutert.
Mittwoch, 1. Oktober 2025, 15 Uhr, Friedhof Lohr a. Main, Treffpunkt: Eingang an der Rodenbacher Straße
Bayerns König Ludwig I – Sein Leben und Wirken und seine Bedeutung und Beziehung zu Lohr
Referent: Gerd Walter
König Ludwig I. (*1786 †1868) bestieg vor 200 Jahren den bayerischen Thron und regierte bis 1848, was auch Anlass und Thema der diesjährigen Bayerischen Landesausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg ist.
Mittwoch, 1. Oktober 2025, 19 Uhr, Rathaussaal, Altes Rathaus, Lohr
Lohr-Ansichten auf historischen Karten des 16. bis 19. Jahrhunderts
Referent: Dr. Gerrit Himmelsbach
Dieser Vortrag ist etwas fürs Auge. Präsentiert werden Ansichten Lohrs auf historischen Karten, beginnend mit solchen des 16. Jahrhunderts, bis hinein ins 19. Jahrhundert.
Dienstag, 14. Oktober 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstraße 2
Thomas Müntzer – Revolutionär oder Reformator?
Referentinnen: Pfarrerin Barbra Weichert (Zeitlofs), Carolin Esgen (Lohr)
Vor 500 Jahren wurde der reformatorische Theologe Thomas Müntzer (1489-1525) im Bauernkrieg hingerichtet. Als religiöser Märtyrer? Oder als erster Kommunist? Müntzers religiöse Legitimation gewaltsamer Umsturzversuche der gesellschaftlichen Ordnung lässt ihn zum Gegenspieler Martin Luthers werden. In Wort und Bild wird versucht, ein differenziertes Bild dieses streitbaren Menschen in der explosiven Zeit von Bauernkrieg und Reformation zu zeichnen. Müntzers Themen sind auch heute noch aktuell: Mit welchen Mitteln muss oder soll das Evangelium in praktisches Handeln umgesetzt werden? Inwiefern ist die Verbesserung von Lebensverhältnissen anzustreben und ist dazu Gewalt erlaubt?
Impulsvortrag in Zusammenarbeit mit dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat Lohr.
Dienstag, 28. Oktober 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstraße 2
„Herrin, Hausfrau, Magd“ – Frauenleben auf fränkischen Burgen
Referent: Dr. Winfried Mogge
Frauen auf Burgen – das Thema weckt romantisierende Klischees von adeligen Damen und schmachtenden Minnesängern. Tatsächlich war das Leben von Frauen auf mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Burgen sehr vielschichtig. In dieser männlich geprägten Umgebung konnten sich die weiblichen Familienmitglieder der Burgherren als deren Genossinnen und Vertreterinnen entfalten, im Ernstfall auch als Regentinnen, im Normalfall als Leiterinnen des Haushalts. Außerdem lebte hier ein mehr oder weniger umfangreicher Stab von Gesellschafterinnen, Dienerinnen und Wirtschaftsgesinde. Wo und wie wohnten diese Frauen, wie war ihre rechtliche und finanzielle Situation, wie sah ihr Alltag aus? Mit Beispielen von fränkischen Burgen und Familien werden Blicke in ferne und oft überraschend aktuell wirkende Lebenswirklichkeiten gerichtet.
Dienstag, 4. November 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstraße 2
Der jüdische Friedhof Laudenbach in der NS-Zeit und die Rolle des Lohrer Arztes Hans Stadler
Referent: Georg Schirmer
Dass auf dem großen jüdischen Verbandsfriedhof in Laudenbach viele Männer, Frauen und Kinder der im Jahr 1864 gegründeten Lohrer jüdischen Gemeinde begraben sind, ist weithin bekannt. Bei einem Besuch des Friedhofs lassen sich auf den Grabsteinen auch heute noch viele Lohrer Namen entdecken. Die Begräbnisstätte hat aber noch einen eher unbekannten Bezug zu Lohr: Der Naturforscher und Arzt Dr. Hans Stadler aus Lohr ließ den großen jüdischen Bestattungsplatz in Laudenbach – zusammen mit anderen Friedhöfen im damaligen Mainfrankengau – unter Naturschutz stellen und leistete damit einen nicht ganz unwesentlichen Beitrag zur Erhaltung dieser überaus wertvollen jüdischen Kulturstätten. Obwohl der damals sehr beliebte Arzt ein überzeugter Nationalsozialist der ersten Stunde war und im politischen System der Nazis zahlreiche Ämter bekleidete, war seine Einstellung widersprüchlich und nicht leicht zu verstehen. In dem Lichtbildervortrag soll die Geschichte des Friedhofs ebenso beleuchtet werden wie die politische Haltung Stadlers.
Dienstag, 11. November 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstr. 2
Präsentation des 11. Bandes des Jahrbuchs des Geschichts- und Museumsvereins Lohr a. Main e.V.
Referenten: Dr. Wolfgang Vorwerk u.a.
Band 11 des seit 2012 erscheinenden Jahrbuchs soll wie in den Vorjahren noch vor Weihnachten vorgestellt werden, um ihm rechtzeitig einen Platz auf dem Gabentisch zu sichern. Die ersten Exemplare können daher nach der Präsentation erworben werden. Es wird wieder eine breite Palette an Themen aus Lohr und Umgebung behandelt.
Dienstag, 2. Dezember 2025, 19 Uhr, Alte Turnhalle Lohr, Gärtnerstr. 2